Du denkst über eine Ausbildung im Hotel nach, hast aber noch ganz viele Fragen und suchst eine Stelle, an der sie alle aus verschiedenen Blickwinkeln beantwortet werden?
Dann hast du zwei Optionen, die du am besten beide wahrnimmst: 1. Dieses Interview mit einer Azubine, einer Vertreterin des Berufskollegs und einem Personalverantwortlichen lesen und 2. Die Nacht der Hotellerie im Hilton Köln besuchen und noch offene Fragen direkt klären – mit Profis, Azubis, Schulen, Ausbildungsbetrieben, IHK und mehr.
Die Herbstsonne meint es gut an diesem Nachmittag, an dem wir uns in der stylishen Pigeon Post Bar im Hilton Cologne treffen. Zum Gespräch geladen haben wir Valerie, Auszubildende im 3. Lehrjahr im Hilton Cologne, Frau Wachendorf, Abteilungsleiterin Hotellerie des Berufskollegs Ehrenfeld und Nicolai, Recruiter im Hilton Cologne.
Berufsorientierung bedeutet für viele junge Menschen nicht selten totale Überforderung. Kein Wunder, wenn man die Vielzahl an beruflichen Möglichkeiten bedenkt und die im jungen Alter oft noch nicht allzu ausgeprägte Selbstreflektion – das Bewusstsein seiner wahren Stärken und Schwächen, die über den Schulunterricht hinausgehen.
Liebe Valerie, welchen Rat gibst du jungen Menschen in der Berufsorientierung? Was hättest du dir selbst vor drei Jahren gewünscht?
“Man sollte sich vor allem nicht so viel Stress und Druck von der Gesellschaft machen lassen. Ich hätte mir damals gewünscht, dass ich schon früher angefangen hätte, mich mit dem Thema zu beschäftigen. Daher kann ich allen nur raten: Fangt früh genug an, macht so viele Praktika und Probetage wie möglich in unterschiedlichen Bereichen. Lasst euch nicht nur mit Infos überfluten, sondern macht einfach.”
Warum hast du dich nach dem Abi für eine Ausbildung im Hotel entschieden?
“Ich hatte nach dem Abi einen Minijob im Frühstücksservice. Das hat mir grundsätzlich gefallen, aber es war mir zu klein, ich wollte etwas mit internationaler Ausrichtung und so bin ich auf Hilton und auf die Hotelausbildung gekommen. Nicht alle waren von meiner Entscheidung begeistert, da man ja immer davon hört, wie anstrengend es ist und wie schlecht die Dienstzeiten sind. Aber es macht sehr viel Spaß und als meine Freunde und Familie das mitbekommen haben, haben sie meinen Entschluss sogar befürwortet.”
Was war für dich bei der Findung des Ausbildungsbetriebs wichtig? Worauf hast du geachtet?
“Ich habe grundsätzlich erstmal geschaut, ob es meinen Interessen entspricht und ob ich mich darin sehe. Das kann man natürlich von außen betrachtet nicht so einfach entscheiden, daher war der Probetag für mich sehr hilfreich. Es hat mir direkt Spaß gemacht, ich konnte das tolle Team und das Arbeitsumfeld kennenlernen und nochmal bestätigt bekommen, dass es sehr international ist.”
Wie läuft so eine Ausbildung eigentlich ab?
Lieber Nicolai, kannst du uns einmal grob skizzieren, wie so eine Ausbildung abläuft?
“Man bekommt je nach Ausbildungsberuf bei uns zweimal im Jahr einen Durchlaufplan, wo man sieht in welcher Abteilung man, wie lange eingeteilt ist und wer der dortige Ansprechpartner ist. Je nach Planung & Schulblöcken wechselt man durchschnittlich alle 3-4 Monate den Bereich.
In unserem Haus haben wir die folgenden Bereiche: Bar, Restaurant, Kitchen, Back of House, Front Desk, Housekeeping, Engineering, Conference & Events Sales, Sales & Marketing, Reservations, Finance, Human Resources.
Parallel besucht man die Berufsschule im Blockunterricht (Köln) oder im Modell der geteilten Woche.
Über die IHK werden innerhalb der Ausbildung zwei Prüfungsphasen organisiert: im vierten Lehrhalbjahr der 3-jährigen Ausbildungsberufe den 1. Teil der Abschlussprüfung (GAP 1 – diese fließt mit 25% in die Endnote mit ein) und am Ende des 6. Lehrhalbjahr dann die praktische & theoretische Abschlussprüfung.
Im Hilton Köln wird mit jedem Azubi nach Durchlaufen einer Abteilung ein Feedbackgespräch geführt und dokumentiert. So wird die Entwicklung von Azubi und Betriebsseite nachgehalten. Dazu kommt das prüfungsrelevante Berichtsheft, welches ebenfalls geführt werden muss, um eine Zulassung zur Prüfung zu bekommen.”
“Allgemein und kurz gesagt: Euch erwartet ganz viel Spaß, ein unglaublicher Teamzusammenhalt, manchmal anstrengende und auch mal entspannte Schichten, Highlights sowie auch Tiefpunkte und am Ende Stolz und Anerkennung!
Ich würde persönlich die Ausbildung bei Hilton jederzeit wieder machen.”
Der Schulunterricht am Berufskolleg
Das klingt ganz wunderbar aufregend und du hast uns direkt schon bis zur Prüfung geführt. Gehen wir nochmal ein Stück zurück. Frau Wachendorf, es handelt sich ja um eine duale Ausbildung, während derer die Auszubildenden im Blockunterricht bei Ihnen auf dem Berufskolleg sind. Was erwartet die Azubis bei Ihrem Unterricht?
“Zum einen gibt es den allgemeinbildenden Teil, also die ganz klassischen Fächer, die die jungen Menschen noch aus der Schule kennen, wie Mathe, Deutsch, Politik, Englisch, Sport und Religion. Im Hauptteil allerdings fokussieren wir uns auf den berufsbezogenen Unterricht. Hierzu zählen Hygiene, Warenkunde, Sicherheit, Mikroorganismen, Besteckkunde, Kommunikation, Verkauf und Beratung, um nur einige Beispiele zu nennen. Wir vermitteln den Schülerinnen und Schülern auch, wie sie sinnvoll im Arbeitsalltag Sachen tragen und machen gemeinsam Entlastungsübungen. Das ist einfach wichtig fürs allgemeine Wohlbefinden. Wie bleibe ich gesund bei der Arbeit – egal welcher Arbeit ich nachgehe. Das sollte jeder wissen.”
Muss ich mich als Schüler eigentlich selbst beim Berufskolleg anmelden oder wie läuft das?
“Im dualen System melden die Betriebe die Schülerinnen und Schüler an, sobald der Ausbildungsvertrag geschlossen ist. Darum müssen sich die Jugendlichen nicht selbst kümmern.”
Lifechanging
Vom Sitzen in der Schule zum Arbeiten in der Ausbildung. Valerie, wie hat sich dein Leben seit Beginn der Ausbildung verändert?
“Man könnte sagen, es ist intensiver geworden. Man lernt zu arbeiten und den Alltag ganz neu zu strukturieren. In der Freizeit werden Prioritäten gesetzt.”
Was waren/sind in der Ausbildungszeit deine besten Take-aways/Learnings?
“In erster Linie ist da die gute Menschenkenntnis, die man entwickelt, wenn man täglich mit vielen unterschiedlichen Menschen und Kulturen zu tun hat. Ich habe auch gelernt mit Stressfaktoren umzugehen. Außerdem habe ich mir aus den verschiedenen Bereichen, die ich in der Ausbildung durchlaufen habe, sehr gute Fähigkeiten angeeignet, die mir auch privat von Nutzen sind – vom professionellen Bettmachen zum Tisch eindecken und Serviettenfalten. Damit mache ich mich besonders an den Feiertagen bei der Familie sehr beliebt.”
Jetzt steht deine Abschlussprüfung an und danach stehen dir alle Türen offen. Wo soll deine Reise hingehen?
“Auf jeden Fall ins Ausland, in der Hotellerie. Ich dachte da an die USA, um meine Sprachkenntnisse zu vertiefen.”
Frau Wachendorf, haben Sie noch eine Botschaft für junge Menschen, die sich noch nicht sicher sind in welche Richtung es beruflich gehen soll?
“Ich habe selbst damals eine Ausbildung im Hotelfach absolviert und kann es jedem nur empfehlen. Probieren Sie es aus. Es ist ein ganz wunderbar vielfältiger Beruf, der Ihnen viele Chancen bietet und Ihnen ein gutes Rüstzeug fürs Leben mitgibt.”
Deine 3 easy To Do's
Na, Lust bekommen es selbst mal auszuprobieren und zu schauen, ob die Hotellerie auch dein Ding sein könnte? Dann gibt es jetzt 3 kleine To Do’s für dich, die auch noch Spaß machen:
- Dich mit Freunden und Familie zur Nacht der Hotellerie anmelden
- Die Nacht der Hotellerie besuchen, an den Workshops teilnehmen, mit den Menschen sprechen und Kontakte knüpfen
- Probetage und Praktika klarmachen bei so vielen Ausbildungsbetrieben, wie du magst. Denn die Besten sind bei der Nacht der Hotellerie vertreten und freuen sich darauf dich kennenzulernen. Und am Ende entscheidest du: Wo siehst du dich? Wo und mit wem fühlst du dich wohl?
Donnerstag, 03.11.2022
18 bis 22 Uhr
Hilton Cologne
Free entry – see u there!
